Das Geheimnis der Super Shrinks: üben, üben, üben, …
Deliberate Practice – Dorsch – Lexikon der Psychologie
[engl.] reflektierte Praxis, [KOG, PÄD], bezeichnet effektive Lernprozesse (Lernen), die als Kausalmechanismus für den Übergang eines Lernenden von einem Kompetenzstand zum nächsthöheren verantwortlich sind, insbes. bei sehr hohen Leistungsniveaus (Leistungsexzellenz).
Mit anderen Worten: Das Geheimnis des Besserwerdens ist das intensive und ganz bewusste Üben.
Anders Ericsson gibt uns diesbezüglich wertvolle Hinweise:
Um besser zu werden, brauchen wir
- die Entschiedenheit, genau das zu wollen (Intent)
- die volle Konzentration beim Üben (Focus)
- eine Vorstellung des nächsten Schritts, den wir mit dem Üben vollziehen wollen (Goal-oriented)
- das Einlassen auf den Prozess des Übens, indem wir erforschen, experimentieren und unser Können dadurch immer wieder verfeinern (Process)
- die Hartnäckigkeit, mit der wir an diesem Prozess dranbleiben (Effort)
Jon Fredericsson beschreibt, wie Deliberate Practice in der Psychotherapie aussehen kann und empfiehlt:
- die Therapiesitzungen aufzuzeichnen und auszuwerten, um herauszufinden, welche Fertigkeiten ich bereits habe, und welche es weiter zu entwickeln gilt.
- sich Feedback von erfahrenen Kolleg:innen zu holen, die anhand der Aufzeichnungen Hinweise geben auf das, wo ich stehe und woran ich weiterarbeiten kann.
- Meine kognitiven Skills üben auf dem Level, auf dem ich bin (Fallkonzeption, verstehen, was passiert, …)
- Wieder und wieder bestimmte Interventionen üben auf dem Level, auf dem ich bin.
An anderer Stelle schreibt er, dass das wiederholte Üben bestimmter Interventionen ermöglicht, dass diese zunehmend selbstverständlicher ablaufen und wir so Raum gewinnen, uns auf die Klient:innen und das, was sie sagen und tun konzentrieren zu können – und natürlich dann zum nächsten Level voranschreiten.
Wichtig finde ich auch seinen folgenden Hinweis zum Lernen und Besserwerden als Psychotherapeut:innen, weil es meine eigenen Erfahrung entspricht:
Zunächst geht es um das Erlernen der einzelnen Elemente. Diese werden dann bewusst angewendet, geübt und verfeinert. Wie beim Jonglieren beginnen wir mit einem Ball, also einer bestimmten Interventionstechnik. Wenn diese sicher von der Hand geht, nehmen wir die nächste hinzu. Und dann die nächste. Und irgendwann entscheiden wir ganz virtuos und scheinbar intuitiv in der Therapie, was wir jetzt einsetzen und wie wir das tun.
Lernen und besser werden mit IDA
In unseren Fortbildungen versuchen wir, dem Ausprobieren von Interventionen ganz viel Raum zu geben. Dabei geht es nicht nur ums Üben, sondern zunächst einmal ums Ausprobieren, ums Experimentieren, und darum Erfahrungen zu sammeln.
Zum Glück gehen die Teilnehmenden oft mit dem festen Vorsatz aus den Fortbildungen, das Erlernte sofort in der Praxis umzusetzen und zu üben. Und das geht sowohl im Einzel- als auch im Paarsetting.
Es gibt auch Arbeitsgruppen, die sich interessengeleitet bilden, und die miteinander das Gelernte üben.
Und es gibt das Onlinetraining zur Vertiefung der paartherapeutischen Kompetenzen, in denen bestimmte Interventionen systematisch in einer kleinen Gruppe geübt werden können.
Ob das was bringt? Ich bin überzeugt davon. Denn selbst ich als Dozentin bin in der auf ein solches Training folgenden Woche spürbar präziser und entspannter. Kein Wunder, dass ich dieses Format so gern anbiete 🙂
Aber auch die Rückmeldungen der Teilnehmenden bestärken mich, diese Möglichkeit anzubieten und auch auszuweiten (Fortgeschrittenentraining).