"Ich
will auf keinen Fall eine von diesen nörgelnden Ehefrauen sein," sagt
die junge Frau vor mir angespannt. "Und ich weiß ja auch, dass es
überhaupt nichts bringt, wenn er sich unter Druck gesetzt fühlt. Aber
wenn ich ihn in Ruhe lasse, passiert erst recht nichts!" Immer häufiger höre ich diese Sätze. Attraktive und selbstbewusste Frauen, die daran verzweifeln, dass etwas in ihrer Beziehung fehlt. Manchmal hat der Partner keine Lust auf Sex. Oder sie ist über 30 und er will noch nicht über das Thema Kinderkriegen nachdenken. Bei anderen weigert er sich, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Und alle nörgeln. Verabscheuen sich dafür, und können es dennoch nicht lassen. Verstummen, wenn der Partner darauf hinweist, dass die Nörgelei nun wirklich nicht dazu führt, dass er spontan Lust auf Sex bekommt. Oder er bedenklich den Kopf wiegt, weil die Beziehung mit dieser Dauer-Unzufriedenheit nicht stabil genug für ein Kind (oder fürs Zusammenziehen) ist. Dann beißen sich meine Klientinnen auf die Lippen und nehmen sich vor, in Zukunft friedlicher zu sein. Was sie auch durchhalten - bis zum nächsten Moment der Verzweiflung. Sollten Sie der Partner einer solchen nörgelnden Frau sein, dann bringen Sie ihr bitte morgen einen Blumenstrauß mit. Sie hat ihn wirklich verdient, denn sie tut eine Menge dafür, damit sich Ihre Beziehung noch nicht verändern muss. Denn Veränderung könnte nämlich in Ihrer Situation durchaus auch "Trennung" bedeuten. Solange sie nörgelt, hat sie ein Ventil für die Unzufriedenheit und es kann alles so weiter gehen. Ihre Partnerin hat Dampf abgelassen und Sie können sich zu Recht (schließlich hat sie ja genörgelt) beleidigt zurückziehen. Verändern wird sich allerdings erst etwas, wenn sie aufhört zu nörgeln und Klartext redet: "Ich will wissen, woran ich mit dir bin." Dann müssen Sie ihr auf Augenhöhe gegenübertreten und ehrlich sagen, was sie (nicht) von Ihnen erwarten kann. Das macht Angst. Keiner der beiden weiß, wie das ausgehen wird. Vielleicht ist das Ergebnis ja, dass beide zusammenbleiben wollen, aber es nicht können. Wenn sie klug ist, nimmt sie den Zeitpunkt dafür in die eigene Hand. Denkt rechtzeitig darüber nach, welchen Stellenwert der Wunsch nach Sex, einem Kind, nach Zusammenwohnen im ihrem Leben hat. Nörgelnd gibt sie sich und Ihnen als Partner eine Galgenfrist, in der sie noch von Veränderung träumen kann. Sie schützt die Beziehung, aber macht auch deutlich, womit sie nicht zufrieden ist. Sie gibt unvorhergesehen Entwicklungen eine Chance. Anstrengung und Genervtsein auf beiden Seiten sind ein vergleichsweiser geringer Preis dafür. Vergessen Sie also die Blumen nicht! (C)Berit Brockhausen 2007 |
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