Ausgerechnet Differenzierung? Warum?

Berit Brockhausen, Paartherapeutin seit 1985, hat sich auf die differenzierungsbasierte Paartherapie spezialisiert und betont, wie dieser Ansatz selbst scheinbar unlösbare Konflikte lösen kann. 2022 gründete sie aufgrund der hohen Nachfrage und mit Unterstützung der DGVT ihr eigenes Institut.

Ich bin Berit Brockhausen, Paartherapeutin seit 1985. Von Anfang an habe ich integrativ gearbeitet. Meine Arbeit umfasste systemische Sichtweisen, tiefen- und körperpsychotherapeutische Elemente sowie Konfliktlösungsstrategien der Verhaltenstherapie. Schon früh bewegte mich, was glückliche Paare anders machen. Je länger ich mit Paaren arbeitete, desto mehr wurde mir bewusst, welche Herausforderung es ist, eine verbindliche Beziehung auf Dauer zu führen – und dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, wenn zwei Menschen es nach vielen Jahren immer noch gut miteinander zu meinen.

Seit 2007 arbeite ich ausschließlich mit Paaren. Immer wieder kam ich an Grenzen, und immer wieder erweiterte ich meine Fähigkeiten in den unterschiedlichsten Fortbildungen. In  diesem Zusammenhang entdeckte ich die Bücher von David Schnarch, und besuchte seit 2012 regelmäßig seine Seminare in Deutschland. Bis zu seinem Tod nahm ich an monatlichen Fallbesprechungen unter seiner Leitung teil. Schnarchs Konzepte und sein Blick auf Paare erklärten am widerspruchsfreisten, was ich tagtäglich in meiner Praxis sah. Die Fortbildungen und die Umsetzung des Gelernten ermöglichten mir, immer erfolgreicher auch mit Paaren in schwierigen Konstellationen zu arbeiten, oder mit Menschen, die in sehr destruktiven Umgangsweisen feststeckten.

Während David Schnarch sich zunehmend auf die Vermittlung seines neuen Ansatzes der Crucible Neuro Therapy konzentrierte, erarbeite ich mir anhand seiner Bücher, Vorträge und Artikel die Grundlagen der differenzierungsbasierten Paartherapie. In diesem Zusammenhang beschäftigte ich mich auch mit den Schriften von Murray Bowen, dem Begründer der differenzierungsbasierten Familientherapie, und entdeckte andere aktuelle aktuelle Vertreter:innen der differenzierungsbasierten Paartherapie wie Lorna Hecht und Ellyn Bader.

2013 habe ich für die Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie eine Fortbildungsreihe Paartherapie angeboten. Daraus hat sich das Curriculum „Differenzierungsbasierte Paartherapie“ entwickelt. Dieser Ansatz hilft nicht nur zu verstehen, warum und wie ein Paar feststeckt, sondern er zeigt auch einen Weg auf, wie unlösbar scheinende Konflikte gelöst werden können, indem beide Beteiligten über sich hinauswachsen. Er ist gekennzeichnet durch ein tiefes Vertrauen in die Ressourcen und die Resilienz von Menschen, ohne die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Wirklichkeit von Paaren und Familien zu beschönigen.

Mit Erstaunen und großer Freude erfuhr ich aus den Feedbacks der Teilnehmenden, dass dieses Curriculum nicht nur wirksame Werkzeuge für die Arbeit mit Paaren vermittelt, sondern dass diese Interventionen und vor allem die differenzierungsbasierte Perspektive auch die einzeltherapeutische Arbeit präziser und erfolgreicher machen. Und nicht zuletzt stellten alle Teilnehmenden fest, dass sich ihre eigenen Beziehungen deutlich verbesserten.

Aufgrund der großen Nachfrage habe ich 2022 mit Unterstützung der DGVT beschlossen, ein eigenes Institut zu gründen und die Veranstaltungen ab 2024 in einer Kooperation von IDA und DGVT anzubieten. So soll dieser Ansatz auch im deutschsprachigen Raum bekannter gemacht und etabliert werden.

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Spannende Links zum differenzierungsbasierten Ansatz

Der Begründer des differenzierungsbasierten Ansatzes Murray Bowen ist einer der Väter der systemischen Familientherapie und im deutschsprachigen Raum wenig bekannt. Das Differenzierungskonzept und die Gedanken von Bowen haben in den USA eine größere Verbreitung gefunden, und es gibt interessante Informationen über diesen Ansatz im Netz.

Therapeut:innen mit dem differenzierungsbasierten Ansatz

In deutschsprachigem Raum gründeten sich nach den ersten Seminaren von David Schnarch in Deutschland, der Schweiz und Österreich Arbeitsgruppen, in denen Kolleg:innen einander beim Lernen und der Arbeit mit diesem Ansatz unterstützen.
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