Es
sind immer die hochmotivierten Paare, die in meine Beratung kommen und
lernen wollen, wie sie konstruktiv streiten können. Deshalb tut es mir
jedesmal ein bisschen leid, sie zu enttäuschen. Denn konstruktiv
streiten - das geht nicht. Ein Streit besteht nämlich immer aus folgenden Zutaten: - - - zwei Menschen, die sich wichtig sind - - - einem Thema, das jedem der beiden sehr wichtig ist - - - dem Versuch, sich dem anderen verständlich zu machen - - - Verzweiflung und Ärger, weil das nicht gelingt - - - der Verstärkung aller Bemühungen (inklusive Lautstärke) - - - und deren Versagen, - - - sowie der sinkenden Bereitschaft, den anderen zu verstehen Deshalb kann ein Streit nicht konstruktiv sein. Und aufgrund der hohen Erregung ist Verletzung unvermeidlich. Wer innerlich ums Überleben kämpft (auch wenn es nur um den Abwasch geht), kann keine Rücksichten nehmen. Paare können zwar lernen, die damit verbundene Eskalation zu begrenzen. Aber etwas klären und lösen werden sie im Streit nie. Doch ist Streit deshalb ein Drama? Ich finde: Nein. Schließlich zeigt er doch, dass es etwas gibt, was einem oder beiden wichtig ist. Und was noch nicht verstanden wurde, weder vom anderen noch von mir selbst: wieso macht mich das Abwaschthema so wütend? Worum geht es da wirklich? Es lohnt sich, das in Ruhe zu besprechen und zu verstehen. Um es gemeinsam zu klären oder sogar zu lösen. Deshalb bin ich auch auf Parties ehrlich, wenn die unvermeidliche Frage kommt: "Und? Wie läuft denn die Beziehung einer Paarberaterin? Kann man mit dir überhaupt streiten?" Antwort: "Wir streiten vermutlich genauso wie alle anderen Paare. Aber ich weiß zumindest was ich falsch mache." Kommunikationsregeln und konstruktive Konfliktlösung sind nämlich super - sie haben nur den Nachteil, dass man sie anwenden muss, damit sie funktionieren. Und selbst eine Paartherapeutin ist manchmal so sauer, dass sie nicht will. Zum Glück können wir die meisten Dinge hinterher in Ruhe klären. Streit tut weh. Strengt an. Klärt gar nicht. Aber er ist nicht sinnlos - zumindest dann nicht, wenn Sie ihn nutzen. Nämlich als Hinweis und als Anlass für ein wichtiges Gespräch mit dem Partner bzw. der Partnerin. (C)Berit Brockhausen 2006 |
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