Es
passiert immer wieder, dass ich Menschen, die in meine Praxis kommen,
am Anfang der Beratung enttäuschen muss, damit sie am Ende zufrieden
sein können. Zum Beispiel das junge Paar um die dreißig, die den Termin vereinbart hatten, weil seine Eifersucht zu hässlichen Szenen und anstrengenden Auseinandersetzungen zwischen ihnen führt. "So will ich nicht sein." erklärte er mir. "Ich möchte entspannt sein, wenn sie auf einer ihrer Dienstreisen ist, mich mit Freunden treffen statt schlecht gelaunt zu grübeln oder ihr hinterher zu telefonieren. Und ich will mir einfach sicher sein, dass sie treu ist." "Tut mir leid," antworte ich, "dabei werde ich Sie nicht unterstützen." Beide schauen mich fassungslos an. "Sie sind doch nicht deshalb ein Paar, weil es auf der ganzen weiten Welt niemanden sonst gibt, der als Beziehungspartner in Frage käme, oder? Das wäre auch keine Liebe, sondern eine Notgemeinschaft. Nein, ich hoffe, Sie sind zusammen, weil Sie sich dafür entschieden haben. Und Sie werden sich manchmal wieder neu dafür entscheiden müssen, wenn eine sehr verlockende Alternative auftaucht. Auch das gehört zur Liebe dazu." Ich fahre nachdenklich fort: "Eigentlich ist die Eifersucht etwas Wertvolles. Sie warnt uns, wenn die Gefahr besteht, etwas Kostbares zu verlieren. Sie erinnert uns daran, unsere Beziehung nicht als selbstverständlich anzusehen. Und sie kann uns motivieren, aktiv zu werden, damit die Liebe bleibt." Die junge Frau unterbricht mich verzweifelt: "Wollen Sie uns etwa sagen, wir müssen mit diesen schrecklichen Auseinandersetzungen weiterleben? Das halte ich nicht aus." Ich lächele ihr zu. "Nein, das müssen Sie nicht. Wenn Sie bereit sind, zu akzeptieren, dass Verunsicherung, Angst und Eifersucht notwendige Begleiterscheinungen der Liebe sind, arbeite ich gern mit Ihnen daran, wie Sie anders damit umgehen können. Damit die Ängste nicht zu selbsterfüllenden Prophezeihungen werden. Je wohler Sie sich miteinander fühlen und je begeisterter Sie von Ihrer Beziehung sind, desto weniger Grund wird jeder haben, eine verlockende Alternative zu ergreifen. Die Angst wird zu Recht nie ganz weg sein. Aber Sie werden genug Anlass haben, sich selbst zu beruhigen. Und erst dann alarmiert reagieren, wenn ernsthaft Gefahr droht." (C)Berit Brockhausen 2007 |
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