Gemeinsam. Aber wie?

Das Geheimnis einer Liebesbeziehung auf Augenhöhe.



Nachdem ich mehr als 20 Jahre mit Paaren arbeitete, fiel mir etwas auf. Zunächst wurde mir klar, dass es in jeder Beratung darum ging, die Bedürfnisse der beiden Beteiligten herauszufinden. Am besten die, die noch unter den Wünschen verborgen lagen: Denn die Frau, die  darum kämpfte, dass er sich mehr bei der Versorgung des Sohnes beteiligt, litt besonders unter dem Gefühl, von ihrem Partner im Stich gelassen zu werden. Und der vermeintlich distanzierte Vater fühlte sich weder einbezogen noch ernst genommen.

Das nächste, was mir klar wurde, war, dass die meisten - vielleicht wirklich alle - Paare ihren Weg zu mir finden, weil sie sich an einer bestimmten Stelle einsam fühlten in ihrer Beziehung. Und ratlos waren, wie sie das ändern könnten. Fast alle hatten resigniert.

"Wenn sie sowieso alles besser weiß mit dem Kind, dann halte ich mich lieber raus," sagte zum Beispiel der Mann aus dem Beispiel oben. "Wenn ich ihm was sage, macht er es ja auch - aber es zerreißt mir das Herz, weil man so deutlich merkt, dass er es in Wirklichkeit gar nicht will!" klagte seine Partnerin.

Seitdem geht es in meinen Beratungen darum, wie zwei Menschen trotz ihrer Unterschiede gute Gemeinsamkeit herstellen können. Und das ist immer das Thema, ganz gleich, ob die beiden wegen sexuellen Problemen, Erziehungsauseinandersetzungen oder eskalierenden Streitmustern kommen.

Gemeinsamkeit herzustellen, die für beide wirklich stimmt, das ist eine riesengroße Herausforderung und erfordert viel Souveränität von beiden Seiten. Es geht nämlich um sehr viel mehr als nur darum, einen Kompromiss zu schließen.

Denn bei einem Kompromiss bekommt erfahrungsgemäß keiner der beiden, was er will. Und wenn einer der beiden sich gegen den anderen durchsetzt, bekommt er zwar nach außen, worum er gekämpft hat. Doch der Partner ist innerlich nicht dabei - und beide bleiben einsam.

Gemeinsamkeit dagegen ist etwas, was ein Paar nur gemeinsam herstellen kann. Gut, wenn beide sich auf einen Suchprozess einstellen und bereit sind, die eigenen Bedürfnisse genauso ernst zu nehmen wie die Bedenken des Partners.

(C)Berit Brockhausen 2011

Die Gedanken dieses Texts sind in mein Buch "Hoheitsgebiete. Revierkämpfe in der Liebe" eingeflossen (2012)


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